DAX 30: Ranking Nonfinancials 2019

Dass der Erfolg eines Unternehmens maßgeblich mit der Qualität seiner Strategie, mit seiner Markenkraft, mit seinem Humancapital, seiner Innovationskraft, seinem Umgang mit Umwelt und Gesellschaft, seiner Haltung zu Menschenrechten, seinem Umgang mit Korruption und vielen anderen Faktoren zusammenhängt, ist hinlänglich bekannt und ebenso anerkannt. Allerdings war die Berichterstattung darüber bisher freiwillig; Unternehmen konnten auswählen, worüber sie berichteten, in welchem Umfang und in welchen Intervallen.

Dementsprechend vielfältig und unübersichtlich war die Berichtslandschaft gerade in Deutschland. Viele Unternehmen übernahmen die gesetzlich nicht bindenden Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI). Diese aber fokussieren hauptsächlich auf Nachhaltigkeitsfragen und ignorierten andere wichtige Nonfinancials. Außerdem wirkte das meiste GRI-Reporting dokumentär; riesige Informationsmengen wurden zur Verfügung gestellt. Interpretation, Gewichtung, Hervorhebung? In vielen Fällen Fehlanzeige. Damit aber verfehlt das Reporting seinen Hauptzweck, nämlich Investoren und anderen Stakeholder-Gruppen eine Orientierung zu geben über die Stärken und Schwächen des Unternehmens, sein Potenzial und seine Perspektiven.

Nun also die neue CSR-Richtlinie von 2017. Sie verpflichtet Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern zur jährlichen Veröffentlichung von Informationen über ihr Geschäftsmodell, über Arbeitnehmer-, Sozial- und Umweltbelange, über ihren Umgang mit den Menschenrechten sowie mit Korruption und Bestechung. Die Berichterstattung ist zwingend vorgeschrieben und im Handelsgesetzbuch (HGB) verankert.

Das Reporting soll sich laut Gesetz auf wesentliche Aspekte fokussieren. Form und Platzierung der nichtfinanziellen Erklärung (NFE) liegen im Ermessen des Unternehmens. Sie kann im Lagebericht oder außerhalb veröffentlicht werden. Sie kann im Geschäftsbericht, im Nachhaltigkeitsbericht oder im Rahmen einer gesonderten Veröffentlichung erscheinen.

Nun wurde das Nonfinancial-Reporting von Deutschlands führenden börsennotierten Unternehmen zum dritten Mal in Folge untersucht. Eine Erkenntnis des NFE-Rankings von Deutschlands DAX-30-Unternehmen durch reportingexpert.de lautet nach wie vor: Es gibt eine große Bandbreite von Lösungsansätzen im Umgang mit der neuen Bestimmung. Aber: Maßgeblich ist nicht die Form, sondern die Qualität der Berichterstattung. Gerade aber die Qualität des Reporting hat sich in der Berichtssaison 2019 im Vergleich zum Vorjahr kaum verbessert.

Ein Hinweis in eigener Sache: reportingexpert.de hat die tatsächliche Berichterstattung auf Grundlage der berichteten Fakten bewertet. Unberücksichtigt bleibt dabei die unterschiedliche Bedeutung der einzelnen Faktoren für das jeweilige Unternehmen. Beispielsweise ist Umweltschutz von geringerer Bedeutung für Finanzdienstleister als beispielsweise für Industriebetriebe. Trotzdem werden DAX-Unternehmen wie Deutsche Bank, Allianz und Münchner Rück danach bewertet, wie sie über ihren CO2-Ausstoß und ihren Umgang mit Abfall, Wasser usw. berichten und welche Strategien zur Eindämmung des ökologischen Fußabdrucks eingesetzt werden.

Typologie der Berichtenden

Man beginne mit den Systematikern wie BASF, Sieger des diesjährigen Rankings. Das Unternehmen punktet wie schon im Vorjahr mit einer vorbildlich prozessorientierten Darstellung von Verantwortung entlang der Wertschöpfungskette. Hinzu kommt ein messbares System von Zielen 2020 und Fortschritten im Geschäftsjahr 2019.

Dann gibt es die Maximalisten wie Bayer. Wie im Vorjahr beeindrucken die gigantischen Datenmengen vor allem bei Umwelt- und Arbeitnehmerbelangen. Defizite gibt es bei der Präsentation: Was fehlt sind Kommentierung und Hervorhebung.

Es folgen die Präsentations-Profis wie Deutsche Post. Das Unternehmen beeindruckt mit einer sehr aussagekräftigen Präsentation einschließlich einer Vielzahl von Tabellen und Grafiken. Bemerkenswert sind auch die nichtfinanziellen Leistungsindikatoren wie der CO2-Effizienzindex.

Dann gibt es die Zahlenfixierten wie Deutsche Bank. Wie Bayer bietet Deutschlands führende Bank eine Vielzahl von Zahlen, Kennzahlen und Texten. Was fehlt ist das Strategisch-Übergeordnete. Bemerkenswert sind nach wie vor die exzellenter Kennzahlen zum Social Impact.

Die Systematiker wie Lufthansa bringen eine tabellarische Übersicht und gliedern ihre Berichte weitgehend nach den Vorgaben der CSR-Richtlinie. Dadurch wird dem Leser die Navigation durch das Gelände erleichtert.

Die 10 besten DAX-Unternehmen

Rang Unternehmen Punktezahl Note
1 BASF 81 sehr gut
2 Deutsche Post 78 gut
3 Bayer 75 gut
4 Deutsche Bank 74 gut
4 Lufthansa 74 gut
6 Daimler 73 gut
7 Fresenius 70 gut
7 E.On 70 gut
7 Henkel 70 gut
10 Allianz 68 ausreichend
10 Adidas 68 ausreichend

Verbesserungsbedarf in der Unternehmenskommunikation

Eine bedenkliche Entwicklung der letzten Jahre wird durch die nichtfinanzielle Erklärung noch verstärkt: Der Geschäftsbericht wird immer mehr zu einem Materialfriedhof. Selbst die besten Berichte siehe zum Beispiel auch Bayer und Deutsche Bank sind Dokumentationen und keine Kommunikationsinstrumente. Der Leser resp. Webuser wird gezwungen, durch den Friedhof zu wandern, um dann mühsam die einzelnen Grabsteine und ihre Inschriften zu entziffern. Die Onlineversionen der Berichte bieten in der Regel keine bessere Navigation; es geht nämlich nicht um schöne Optik, sondern um Kohärenz. Und gerade die fehlt.

Rar sind Berichte wie von Deutsche Post, die die wichtigsten Ergebnisse und Einflussfaktoren kommentieren und gewichten. Dies aber gehört zu den vornehmsten Aufgaben des Reporting. In einer unübersichtlichen Welt gehören die Berichte eines Unternehmens klar strukturiert, ansprechend gestaltet und einleuchtend kommentiert.

Verbesserungsbedarf bei der Erklärung

Eine zentrale Erkenntnis aus dem Ranking: die willkürliche Zusammensetzung der nichtfinanziellen Erklärung. Genauer gesagt: die nicht kohärente Mischung aus geschäftlichen Inhalten einerseits (Geschäftsmodell, Korruption und Bestechung) und eher ethischen andererseits (Umweltbelange, Sozialbelange, Menschenrechte). Dabei sind die geschäftlichen Inhalte leichter fassbar und werden in der Regel auch präziser berichtet als die ethischen.

Fazit: Es besteht erheblicher Nachbesserungsbedarf bei der Richtlinie. Sie betrifft zum einen die Identifizierung wichtiger Leistungsindikatoren, zum anderen die Präzisierung der Einzelteile.

Nichtsdestotrotz ist die NFE wertvoll, denn der Blick auf die nichtfinanziellen Werttreiber wird erzwungen. Den Unternehmen wird aufgelegt, stärker auf immaterielle Faktoren zu fokussieren und eine entsprechende Wesentlichkeitsanalyse vorzunehmen. Die Richtlinie thematisiert auch den Risikoaspekt. Nun zeichnen sich Umwelt- und Sozialbelange dadurch aus, dass ihre Vernachlässigung schwerwiegende Folgen für die Unternehmensreputation verursachen kann. Insofern rückt durch die Erklärung das Thema Reputationsrisiko in den Vordergrund. Insgesamt ist die CSR-Richtlinie ein Meilenstein auf dem Weg zu integriertem Denken.

Bewertungskriterien

Kriterium Punktezahl Sachverhalte
Geschäftsmodell 10 Vorhandensein, leichte Auffindbarkeit, Struktur usw.
Umweltbelange 10 dito
Arbeitnehmerbelange 10 dito
Sozialbelange 10 dito
Achtung der Menschenrechte 10 dito
Korruption und Bestechung 10 dito
Inhaltliche Qualität 20 Darstellung der Konzepte, Due-Diligence-Prozesse, Risiken, Branchenbezug usw.
Kommunikative Qualität 20 Sprachliche Darstellung, Aufbereitung der Zahlen, Übersichtlichkeit, Kommentierung und Gewichtung usw.
Maximale Punktezahl 100 Note 1: 80+ ausgezeichnet
Note 2: 70–79 gut
Note 3: 60–69 ausreichend
Note 4: 50–59 befriedigend
Note 5: <50 mangelhaft

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